Master done: Welchen sozialen Nutzen bringen Sprachnachrichten in Messenger Chats?

Nach fünf intensiven Monaten mit meinem Laptop, vielen wissenschaftlichen Artikeln, meinen Gedanken und mir selbst, ist es endlich vollbracht: ich habe meine Masterarbeit fertig! Mit der Unterstützung meiner Universität und den tollen Professorinnen durfte ich mich mit meinem Herzensthema beschäftigen: Sprachnachrichten. Diese neue Art der digitalen Kommunikation reizte mich schon seit Beginn meines Masterstudiums. Besonders der Zwiespalt zwischen mündlich vermittelter aber im schriftlichen Messenger-Chat übermittelter Kommunikation weckte mein Interesse. Die deutsche Sprachnachrichten-Forscherin und Germanistik-Professorin Katharina König formuliert dies wie folgt: „Mit der Integration von Sprachnachrichten […] hält die mediale Mündlichkeit Einzug in die nicht simultane, quasi-synchrone Messenger-Kommunikation.“ (König/ Hector 2017, S. 5; Link zu ihrem Forschungsprojekt: „Dialogizität von Sprachnachrichten„)

In meiner Masterarbeit ging ich der Frage nach, welchen sozialen Nutzen (sozial = für das zwischenmenschliche Miteinander bzw. die intersubjektive Kommunikation, Nutzen = Vorteil, Profit gegenüber oder neben den geschriebenen Textnachrichten) diese neue Kommunikationsform einer bestimmten Zielgruppe bringt. Diese Zielgruppe grenzte ich auf Studierende im Ausland zwischen 20 und 34 Jahren ein, um eine vergleichbare Befragtengruppe zu erhalten. Zudem bot ich dieses Sampling an, da ich die beiden Semester vor meiner Masterarbeit im Ausland studierte, erst in Sofia, dann in Paris. Somit konnte ich auch den Aspekt der Mehrsprachigkeit in die Forschung miteinbringen, der mich durch meine fließenden Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch und Französisch persönlich sowie in meinem dreisprachigen Masterprogramm beschäftigt. Ich finde, dass Sprache einem die Türen zu einer neuen Kultur öffnet. Zusammengefasst konzentrierte ich mich auf folgende Forschungsfrage:

 

Welche Herausforderungen ergeben sich für die Forschung?

  1. Neuer Forschungsgegenstand ohne viele wissenschaftliche Ergebnisse, auf die ich mich beziehen kann
  2. Interviews auf drei verschiedenen Sprachen

Wie wurde die empirische Forschung durchgeführt?

  • 20 halbstrukturierte Leitfadeninterviews, je 45-60 Minuten
  • von November 2018 bis Juni 2019 in Sofia und Paris
  • qualitative Methodik für individuellere Ergebnisse
  • nicht-repräsentativ durch geringe Anzahl und Methodik
  • Auswertung und Kategorienbildung: qualitative Inhaltsanalyse

Welche Ergebnisse habe ich herausgefunden?

Bei der Auswertung der Aussagen in den Interviews sind mir drei Nutzungskontexte von Sprachnachrichten aufgefallen. Erstens, ist durch Sprachnachrichten eine schnellere Vermittlung von Informationen möglich, da diese gesprochen werden (Kategorie 1: Praktikabilität & Schnelligkeit). Dies betrachtet die Mehrheit der Befragten als besonders praktisch. Die Forschung hat aber auch ergeben, dass dieser praktische Nutzen eher für den Sender und weniger für den Empfänger entsteht, da dieser die lange Sprachnachricht abhören muss, ohne vorher zu wissen, wo und ob sich eine wichtige Information für ihn befindet.

Zweitens sind Sprachnachrichten durch ihre Mündlichkeit für folgende Nachrichtenformen nützlich (Kategorie 2: Komplexität der Nachricht):

  • Problematiken, die erklärt werden müssen
  • Geschichten
  • Eigene Meinungen oder Ratschläge

Drittens entsteht durch die Stimme eine intimere und emotionalere Kommunikation (Kategorie 3: Emotionalität & Intimität). Einige Befragten sind der Meinung, dass die Beziehung zu ihren Freunden dadurch verbessert werden kann, wie folgendes Zitat belegt:

„You know the people better when you hear their voice. Then you have the impression that you are closer to them. When you listen to your mum’s, your boyfriend’s or your girlfriend’s voice, that can make your day. That’s why I think that voice messages can improve the relationship with somebody, because it shows that you have more interest in that person.” (Student aus El Salvador)

Welchen Ausblick gebe ich in die Zukunft?

Durch die erweiterten Möglichkeiten Emotionen mit Betonung in gesprochener Sprache zu vermitteln, kann mit Sprachnachrichten eine bessere Kommunikation mit weniger Missverständnissen entstehen. Nach den letzten 20 Jahren, in denen der schriftliche Austausch über E-Mails, SMS und getippten WhatsApp-Nachrichten dominierte, könnte die mündliche Kommunikation daher wieder an Bedeutung gewinnen. Im Rückblick auf die Erfindung des mobilen Telefons in den 1980er Jahren entstünde damit ein Wiederaufleben der Mündlichkeit in der Gesellschaft. Sprachnachrichten würden dabei neben Sprachassistenten und dem Trend der mündlichen Informationsvermittlung durch Podcasts einen Teil der neuen, digitalen Mündlichkeit ausmachen. Die folgende Grafik soll dies verdeutlichen:

Daten zu dieser Masterarbeit:
Eingereicht: 10.09.2019
Note: 1,5
Seitenanzahl: 78 Seiten inkl. Verzeichnisse
Wortanzahl: ca. 22.000 Wörter

Ein Download dieser Masterarbeit ist über folgenden Link auf Academia.edu möglich.

Wenn Ihnen die Masterarbeit geholfen oder gut gefallen hat, würde ich mich über ein paar Euro als Spende sehr freuen. Diese können Sie ganz einfach per Paypal an meine E-Mail-Adresse (lisa-fr@web.de) senden, wie es im Impressum vermerkt ist.

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